Hanf-TV
Protokoll der Sendung vom 26.03.1999


Eine Zusammenfassung der ersten sieben Sendungen von Dallas High: Mr. Bong meets ABsurdistan-TV
Achim: Soo!

"Wir stehen für die Wahrheit. Die Wahrheit wird sich nie mit Falschheit mischen. Und wenn auch die ganze Welt gegen uns ist, so muß schließlich die Wahrheit siegen."

Das ist ist die Weisheit zum Tage aus meinem Yogabüchlein. Und ich fand das ganz passend, hier zum Thema Hanf das zu bringen, weil wir also wirklich versuchen wollen, der effektivsten Nutzpflanze dieses Planeten ein bißchen bei der Legalisierung zu helfen. Deshalb sind wir hier, ich bin total froh, daß Sie wieder zugucken, und ich bin noch froher, daß ich gar nicht alleine bin, sondern mittlerweile noch mehr Leute gekommen sind und bei uns Zuschauer sind im Offenen Kanal und vielleicht auch das eine oder andere zum Thema beitragen, um mich zu unterstützen.

Wie gesagt: Hanf, die effektivste Nutzpflanze unseres Planeten ist verboten, sie ist verboten aus wirtschaftlichen Gründen. Es wurde jahrelang, 60 Jahre lang mittlerweile, wird die ganze Zeit vorgeschoben, daß der Grund dafür der Rausch ist, dem insgesamt in Deutschland 5-10 Millionen Leute frönen. Tja, 5-10 Mio. Leute, alle illegal, und davon sind doch die meisten der Meinung, daß Hanf legalisiert werden sollte, weil es eine gute Pflanze ist. und weil es keinen Sinn macht, sie einfach nur zu verbieten, damit große Konzerne sich Geld in die Taschen stecken. Dazu mehr, im Moment aber noch nicht, erst mal möchte ich mich noch bedanken für eine Postkarte, die wir bekommen haben, eine Zuschrift, hier ist sie jetzt im Bild. Vielen Dank, ein schönes Bild ist das doch, ne? Und da drauf, auf der Rückseite, werden wir gelobt, daß die letzte Sendung ganz klasse war. Vielen Dank dafür.

So, und dann muß ich unbedingt noch - ich habe ja eben gesagt Falschheit , Wahrheit und so - da muß ich jetzt unbedingt noch mal auf die letzte Sendung eingehen. Da hatten wir im Rahmen einer Ausstellung, die die HEW, die Hamburger Elektrcitätswerke, zusammen mit der Polizei machen, eine Wanderausstellung. "Macht Droge Sinn" war da die Frage, da hatten wir nur ganz kurz angerissen, wir waren ein bißchen spät da, wir werden also auf dem Laufenden Euch halten und werden ganz bestimmt noch darüber berichten über diese Ausstellung. Und in diesem Rahmen möchte ich also auch noch mal sagen: liebe Hamburger Polizei, bleibt so wie ihr seid, wir finden es eigentlich gut, daß ihr mit die einzigen im ganzen Bundesgebiet seid, die die Drogenpolitik oder Eure Aufgabe, gegen die Drogen vorzugehen, doch ein bißchen differenzierter betrachten und naja. Gut. Auch dazu kann man natürlich wieder stundenlang etwas erzählen. Also. Jetzt erst mal gibt's 'n kleinen Clip. Und bisher - was ist gelaufen? Wir haben hier ja so diverse Runden gehabt, Talkrunden sag ich mal so, und da zeigen wir Euch jetzt einfach noch mal - da haben wir das bisher immer relativ ungeschnitten gezeigt, und jetzt zeigen wir Euch mal die unserer Meinung nach besten und auch wichtigsten Statements. Ich sag "Clip"!

Achim: Einen wunderschönen guten Tag meine Damen und Herren, liebe Kiffer und Kifferinnen. Das habe ich jetzt extra so ausgegrenzt, weil -darum sitzen wir hier, wir wollen aufklären, indem wir über die Legalisierung und überhaupt Hanf, Haschisch, Marihuana und Cannabis bzw. oder Cannabis diskutieren und einfach ein bißchen unsere Meinung verbreiten. Wir sind der Meinung, daß dieses Thema wie viele andere wichtige Themen in den Medien einfach zu kurz kommt, es wird einfach verschwiegen. Es gibt wenig Kanäle oder Zeitungen, die sich dafür mal interessieren, deshalb sitzen wir hier im Offenen Kanal, im Studio des Offenen Kanals. Rauchen ist hier leider verboten. Aber die Raucherpause haben wir hinter uns, wir haben alle unsere Zigaretten geraucht und - ja. Jetzt geht es also weiter.

Wir hatten als Thema grob angesetzt "Untergräbt die Hanfprohibition die Glaubwürdigkeit unserer Gesetze". Das haben wir eigentlich alles schon mit "Ja" beantwortet, aber trotzdem wollten wir noch ein bißchen weitermachen. Zum einen zum Thema "Hanf - Einstiegsdroge", Droge überhaupt, Suchtmittel und so, also ich selbst habe zwanzig Jahre lang Hasch geraucht, teilweise sehr heftig, teilweise weniger heftig, habe Pausen dazwischen gemacht. Meine Mutter wird's furchtbar finden, daß ich das jetzt hier so sage, weil sie denkt, dann werde ich übermorgen verhaftet. Ich hoffe, ich habe noch ein bißchen länger Zeit, tja. Wer möchte noch sich hier mal eben kurz outen und was sagen zum Cannabiskonsum, wie schlimm das ist. Uschi, du hast vorhin schon dein Alter gesagt..

Uschi: Ja, ich bin Uschi, ich bin 1953 geboren. Ich hab mit 17 oder 18 auf dem Freiland-Festival auf Fehmarn Jimi Hendrix noch live gesehen. Nicht daß ich darauf besonders stolz bin, aber da habe ich meinen ersten Joint geraucht, der wurde mir einfach so in die Finger gegeben. Und dann habe ich ihn geraucht, habe drei Stunden gelacht, habe meinen Schuh verloren, und es regnete fürchterlich, und ich kann das jetzt so konkret gar nicht sagen, wann ich meinen zweiten Joint geraucht habe, wieviele Monate, Wochen dazwischen waren, aber ich hab's dann nicht wollen lassen. Und wenn man bei mir von einer Suchtkarriere sprechen kann, dann habe ich weiter probiert mit den kleinen Pillen, die hießen damals "Yelllow Sunshine", durch Freunde, durch einen Freundeskreis
Achim: Da will ich mal kurz unterbrechen - das ist ja LSD!
Uschi: Ja, das ist LSD, richtig.
Achim: Also oha, dann hast Du ja sogar harte Drogen genommen..
Uschi: Ich hab dann, ja...
Achim: Das ist schwer, das hier nicht ins Lächerliche zu ziehen, muß ich hier mal sagen, weil wir eigentlich mehr über Hanf reden.
Uschi: Es war aber so. Und das war für mich dann gar nichts, immer das gleiche, immer die gleichen Bilder, habe ich ganz schnell wieder gelassen. Und dann habe ich weiter Cannabis konsumiert. Sicherlich regelmäßig, aber ich kann mich konkret nicht dran erinnern, weil dazwischen auch 'ne Phase kam, wo ich beruflich aufsteigen wollte, wo ich was machen wollte, wo ich dann - ich sag mal jetzt "Cleanphasen", obwohl - bei Cannabis/Hanf finde ich das irgendwie nicht so angesagt, "clean" zu sagen. Also es waren eben da richtige lange Phasen drin, wo ich gar nicht mehr geraucht habe, und dann wieder angefangen. Also ich war immer so: mal und mal nicht... und bin erst jetzt wieder zum regelmäßigen Konsum seit ungefähr drei/vier Jahren zurückgekommen.
Olaf: Und ich dampf' meinen Hanf schon seit 15 Jahren weg. Und werde mir das auch von niemandem nehmen lassen. Ich bin immer gut mit Hanf gefahren. Ich gehe meiner Arbeit nach, ich arbeite drei Schichten. Und ich kann nur eins sagen: mir schadet Hanf nicht. Ich kann mit anderen Drogen umgehen, ich brauche keine anderen Drogen, ich brauche keinen Alkohol, ich brauch' kein Koks, ich brauch' kein Gift, knallt mich nicht an, hab' ich kein' Bock auf. Zur Entspannung meine Tüte laß ich mir ganz einfach von niemandem nehmen. Ich habe vor allem überhaupt keine Böcke mehr, in irgend einer Scheinwelt zu leben, immer so tun als ob. Und - es ist im Grunde überhaupt nichts. Warum werde ich dafür bestraft, wenn ich ehrlich zugeb', ja, ich rauch nach Feierabend meinen Joint. Wo ist das Problem? Wer hat damit ein Problem? Ich hab' damit kein Problem! Und ich lebe in einer Demokratie, ich kann glücklicherweise frei meine Meinung sagen, und ich kann auch mir - meinem Körper - ich kann mir das antun, worauf ich Bock hab'. Ich kann dafür nicht bestraft werden, wenn ich mir jetzt hier die Arme aufritzen würde, würde ich niemals vor einem Richter stehen würden. Wenn ich das bei dir machen würde, würd' das schon 'was anders aussehen. Was ich für mich alleine mach' oder was ich meinem Körper antue oder ob ich mich schädige, das ist ganz alleine mein Ding.
Uschi: Und dein Arbeitgeber hat auch kein Problem damit.
Olaf: Ja, mein Arbeitgeber ist mir in dem Moment irgendwo, ja, ich mein' klar, was soll ich da großartig zu sagen, sicherlich, aber ich seh's irgendwo nicht ein, ewig auf den Arbeitgeber Rücksicht zu nehmen, ich bin ganz einfach nur ehrlich. Mehr ist es doch nicht. Wenn meine Arbeit stimmt und ich meine Arbeit mach', dann ist das in meinen Augen in Ordnung. Und wer damit ein Problem hat, der soll da gerne zu mir kommen, und dann kann man das ausdibbern. Gar kein Problem. Aber in dieser Scheinwelt zu leben - es kotzt mich allmählich an. Und die ganzen Leute, die so tun als ob, weißt du, gar nichts machen da, ihr alleiniges Ding durchziehen, anstatt wirklich mal die Hanfbewegung endlich mal zu unterstützen. Ich meine, wir sind hier in Hamburg, zwei Millionen Einwohner, Mann, müßte doch allmählich 'n bißchen was losgehen hier! Ich fordere ja gar nicht nur, daß wir hier straffrei kiffen können, bloß das nicht, am besten gar keine Drogen zu sich nehmen, aber auch das Thema Schwerstabhängige, Heroinabhängige, die tun mir in der Seele leid, echt, es tut mir weh, was mit denen passiert. Solchen Leuten muß geholfen werden! Und die müssen nicht erst drei, vier, fünf, acht, zehn Jahre abhängig sein, damit sie da in irgend ein Methadonprogramm aufgenommen werden, nein, sofort, das ist meine Meinung.
Bobbel: Und, also, ich bin selber Konsument, und ich rauche jeden Tag, ich sag das jetzt mal, und ich bin kein lahmarschiger Scheißkiffer, und ich bin auch kein Junkie oder irgendwas, sondern man sieht, daß ich fröhlich bin. Und ich hab' jetzt auch nix großartig geraucht, aber ich hab' auch ein bißchen was geraucht. Ist auch egal. Auf jeden Fall wollte ich damit sagen, so 'ne Leute wie ich - ist genauso normal wie du und jeder andere, das heißt, ich stell' mich nicht über jemand normalen und auch nicht unter, ich möchte gleich behandelt werden. Und das ist der Punkt, was ich mal grundsätzlich sagen wollte. Ich hab's leid, ewig diese gebückte Haltung anzunehmen. Das heißt, ich muß ewig mit meinem Joint oder meiner Wasserpfeife mich irgendwo verstecken, muß gucken, wo geduldete Plätze sind, weil ich immer irgendwie Angst haben muß, da steht jetzt jemand hinter mir und der verpfeift mich gleich. Man muß mal sehen, das sind alles ganz normale Menschen, das ist nicht so wie 'ne Schachtel Zigaretten. Ich bin zwar auch nikotinsüchtig, ich rauche aber keine Zigaretten mehr, aber das ist Gift! Haschisch ist ein Rauschmittel und kein Gift! Und das muß man mal differenzieren. Wenn ich Krebs krieg', dann krieg' ich Krebs von Nikotin und nicht von Haschisch. Wenn ich 'ne Schachtel Zigaretten auffreß', dann bin ich tot, dann krepiere ich elendiglich. Wenn ich ein Heck Hasch eß', jetzt mal als Extrembeispiel, ja gut, ok, dann kotze ich das wieder aus uns schlaf mich zwei Tage aus und das war's dann! Und ich bin trotzdem noch normal. Und das war jetzt mal so das, was ich ablassen wollte.
Anja: Zur Entspannung, und zur Entspannung! Wenn man jetzt jetzt irgendwie acht Stunden lang gearbeitet hat und dann abends einem die Füße weh tun oder auch die Knochen, ist egal was, und daß man dann abends im Sessel sitzt, nach dem Essen, tja, mit 'ner Tüte in der Hand, und - ach, jetzt habe ich endlich Feierabend!
Achim: Und man fühlt es ja richtig körperlich...
Anja: Man fühlt es auch, richtig!
Achim: ... wie die Entspannung durch den Körper durchzieht, so richtig von Kopf bis Fuß, und dann sitzt man da und ist wunderbar entspannt.

Was haben wir noch vergessen?

André: Tja, damit sind wir immer noch wieder bei den Kiffern, wir wollen, daß das Kiffen legalisiert wird und auch der Erwerb zum Konsum legal ist, was ja heute nicht der Fall ist, heute denkt man, ach, ich darf 'nen Eigenbedarf haben, aber der Erwerb ist schon strafbar! Ich weiß das von 'nem Bekannten, der hat sich neulich was erworben, der hat drei Monate Haft bekommen, ohne Bewährung, nur weil er es erworben hat zum Konsum. Nicht für Handel oder sonstiges, sondern der hatte für sich persönlich was erwerben wollen, ist aber erwischt worden, und das war keine geringe Menge, das ging so um die 50 Gramm, die er für sich alleine gekauft hat, und hat drei Monate Haft bekommen ohne Bewährung. Und da wollen wir uns stark machen, daß das nicht mehr so sein kann, das muß legalisiert werden, daß man's offiziell kaufen kann. Genauso wollen wir uns stark machen, daß der Rohstoff wiederentdeckt wird, daß man keine Bäume fällen muß, um Papier zu gewinnen, daß man Textilien herstellen kann, daß man Energie gewinnen kann aus der Nutzpflanze Hanf.
Achim: Also, es nennt sich immer so toll "Krieg den Drogen", und in Wirklichkeit ist es ein ein Krieg gegen die Natur, der da geführt wird und von unseren Regierungen leider unterstützt wird.
Timo: Auf jeden Fall freue ich mich, daß jetzt weitere Mitstreiter dabei sind, und daß wir hier sitzen und unsere Meinung kundtun können hier bei dieser Gelegenheit, und daß wir halt hier sagen können, daß wir die Schnauze voll haben, uns weiter so verarschen zu lassen, und uns so behandeln zu lassen, daß wir eben keine Kriminellen sind, keine Verbrecher, keine schlechten Menschen, sondern ganz normale, die auch - sag ich mal - ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten könnten, wenn ihr sie nur ließet. Ja, das wollte ich noch dazu sagen. Und auch das was du gesagt hast, Achim, mit der Prohibition und so, was überhaupt die Prohibition anrichtet auch und so, bei den Menschen, die Drogenprohibition, die Verfolgung, der Drogenkrieg alleine richtet viele Schäden an, finde ich so, bei den einzelnen Menschen. Vernichtet teilweise Persönlichkeiten, wertvolle Persönlichkeiten und Existenzen und macht mit dieser Prohibition Menschen kaputt, ihr verbietet die Pflanze und macht die Menschen damit kaputt, und das finde ich scheiße, und deswegen sitze ich hier.
Achim: Wenn jetzt deine Mutter das gesehen hat, die fand das bestimmt nicht witzig, und die hätte damals auf sicher wahrscheinlich auch gesagt, Hasch ist 'ne ganz schädliche Sache, mein Junge sitzt nur noch auf der Couch.
Jürgen: Das ist insofern ganz interessant, daß du das ansprichst. Also ich bin mit der ganzen Geschichte so verfahren, daß meine Mutter mir später meine Pflanzen großgezogen hat. Ja, meine Mutter war eine sehr tolerante Frau, sie hat gemerkt, als ich so 18/20 wurde, hat sie mich mal darauf angesprochen, weil sie wußte, daß ich rauche. Das habe ich ihr recht früh schon gesagt. Und sie hat mich irgendwann darauf angesprochen und hat gesagt, ihr ist aufgefallen, daß ich ruhiger geworden bin im allgemeinen Umgang mit Menschen. Und von daher hab' ich dann sehr viele Gespräche mit ihr geführt darüber. Und das ging dann zuletzt so weit, daß ich gesagt hab: du, ich hab' hier ein paar Samen, kann ich die bei dir im Garten hinten und so; "jaja", sagt sie, "mach mal, das kennt ja hier sowieso keiner". Und sie hat die Pflanzen regelmäßig gegossen, und ich bin dann nur zur Ernte gekommen.
Achim: Und du hast sie auch zwischendurch mal besucht, wahrscheinlich. Also, deine Mutter meine ich.
Jürgen: Ja natürlich, aber in diesem kleinen Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, 76 Einwohner, da wußte keiner, was Hanf oder Cannabis ist. Das hat niemanden interessiert. Das war 'ne exotische Pflanze, fertig! Ja? Und die stand hinter'm Haus und ist gewachsen und gewachsen. Und irgendwann bin ich gekommen und schnipp! Juchhu!
Achim: Tja, da hatte die Prohibition natürlich schon gut gewirkt, dreißig Jahre, vierzig Jahre lang wurde die Pflanze verboten und vom Markt ferngehalten, kein Wunder, daß kaum noch jemand wußte, wie die aussieht. Denn ursprünglich war die ja auch bei uns normal, das muß man immer wieder sagen, daß nicht Leute denken, daß das was Neues ist irgendwie, was sich die Hippies ausgedacht oder gezüchtet haben oder so, sondern das ist 'ne Pflanze, über die wir hier sprechen, die es seit Tausenden von Jahren gibt auf dem Planeten und auch von jedem Volk weltweit immer genutzt wurde, also auch immer als Pflanze Nummer 1.
Jürgen: Ja, sie wurde permanent genutzt als Rauschmittel genauso wie als, tja, zum Herstellen von irgendwelchen Dingen aus der Pflanze, also als Nutzpflanze.
Achim: Tja, guck mal, wir sitzen jetzt ja hier zu zweit, das ist ja ganz ungewohnt...
Jürgen: Ich würde hier gern mit mehreren Leuten sitzen.
Achim: ... wir können jetzt ja mal ein paar Stühle noch dazuholen und dann auch noch mehr Leute dazuholen. Wir haben das jetzt einfach mal gemacht, weil wir gar nicht wußten, wieviele kommen.
Jürgen: Nur, mehr Leute hier heranzubringen ist eben verdammt schwer, denn wer stellt sich heute hin und bekennt sich öffentlich dazu, daß er raucht.
Achim: Wir hatten auch gehofft, daß es mehr werden, die so verrückt sind wie wir.
Jürgen: Was heißt verrückt, ich seh' mich nicht als verrückt an. Verrückt mögen mich vielleicht die Leute sehen, die das Zeug verdammen oder verteufeln oder was auch immer, ja? Ich sehe mich überhaupt nicht als verrückt an, ich gehe meinem Job nach, ich übe meinen Beruf aus, ich lebe, ich stehe morgens auf, ich gehe abends ins Bett wie jeder andere auch, ich hab' absolut keine Probleme damit. Nur daß eben mit Hanf oder mit Haschisch die ganze Sache ein bißchen mehr Spaß und ein bißchen mehr Freude bringt, ja? Man ist eher mal zum Scherz aufgelegt, man ist eher mal geneigt zu sagen "laß mal Fünfe gerade sein", man sieht nicht alles so tierisch ernst, man ist nicht mehr so verbohrt hinter irgendwelchen Dingen her, man jagt nicht mehr so nach der Mark, wie viele andere das tun, und dann irgendwann stellen sie fest wofür eigentlich? Von daher, ich hab' da also null Probleme mit. Und ich kenne sehr viele Leute, die selbständig sind, die ihren Betrieb führen und Hanf rauchen bis zum Gehtnichtmehr.
Achim: Die kommen natürlich deshalb nicht, weil sie Angst haben, daß sie dann ihre Selbständigkeit...
Jürgen: Selbstverständlich!
Achim: ... auf's Spiel setzen.
Jürgen: Das liegt dann aber wiederum an unserem, ja, sehr regressiven System, denn wir müssen ja leider heute davon ausgehen, daß wir überall an jeder Straßenecke verfolgt werden.
Achim: Eben! Jedesmal, wenn irgendwo ein Polizist auftaucht..
Jürgen: Es wird ja immer und überall mit Fingern auf die Kiffer gezeigt, weil..., aber, ich denke nicht, daß wir... also ich wäre sehr dafür, wenn wir das Zeug legalisieren würden und im gleichen Atemzug würde ich aber große Einschränkungen machen in bezug auf den freien Verkauf von Alkohol. Hätte ich die Chance als Gesetzgeber mitzufungieren oder bzw. in der Exekutive nachher mitzuwirken, ich würde auf alle Fälle dafür Sorge tragen, daß beim Alkohol große Einschränkungen gemacht werden. Denn schon allein die Tatsache, daß heute 16-jährige offiziell an Alkohol herangeführt werden, wo wir alle wissen, mit dreizehn, vierzehn fangen sie schon an zu Trinken. Ich finde, das ist vom Gesetzgeber her ein sehr großer Fehler gewesen.
Achim: Ich finde auch, daß sechzehn noch recht jung ist und letztendlich hast du auch von daher recht mit deinem Gefühl oder mit deinem Wissen, sag ich mal, denn es gibt jetzt einen ganz neuen Bericht aus Frankreich, diesen Roques-Bericht, den haben wir auch schon mehrfach erwähnt und zitiert, wo eben wirklich drin steht..., da haben sie eingeteilt Klasse 1, Klasse 2, Klasse 3. Klasse 1 ist das allergefährlichste. Und wer ist da, welche Droge, das ist eben Heroin und Alkohol. Beide auf Stufe 1, also Alarmstufe rot bei den Drogen. Alkohol und Heroin. Tja.
Jürgen: Darf ich vorstellen, Georg.
Achim: Wir sind zu dritt! Georg! Ja genau, danke.
Georg: Ich hab mir nun schon die ganze Zeit einiges angehört hier. Was hier allgemein bekannt ist, daß Aversion gegen Alkohol sich leicht rausbildet, wenn man erst mal raucht. Und ich empfinde das auch als ganz normal. Irgendwie gehört das da zur Sinnfindung. Wenn man schon von Bewußtseinserweiterung spricht ...
Jürgen: Ja natürlich, selbstredend!
Georg: ... wenn es um Hanf geht. Übrigens kann man auch Bewußtseinserweiterung im Alkohol erleben, aber das ist anderer Art, nicht?
Jürgen: Jaja, das ist eine ganz andere Art von Bewußtseinserweiterung.
Georg: Mir ist halt aufgefallen, daß es immer wieder diese gleiche Spur nimmt, daß man dann eben gegen den Alkohol so ist. Erstaunlich ist eigentlich nur, über die Jahrhunderte, Jahrtausende - unter'm Christentum speziell - daß der Alkohol immer geduldet worden ist und eigentlich sogar gefördert worden ist und das andere immer unter'm Deckel gehalten worden ist. Da gibt's von Red schon ein schönes Buch über Zauberpflanzen, und der Hanf gehört halt dazu. Und Hexenverfolgung und esoterisches Wissen, das war halt für die Christen, und um die geht's ja hauptsächlich. Es geht ja nicht um diesen Kampf der Christen gegen dieses von außen auf sie eindrängende Fremde....
Achim: Es ist in unserer Kultur
Georg: ... und das haben die halt immer so hingekriegt, daß sie das immer verfolgt haben, so wie es gerade paßte. Und es paßte ihnen halt auch manchmal, daß es dann für ihre Zwecke dienlich war, also als Baustoff oder als Grundstoff für Stoffe oder Papier hat man es ja immer benutzt und hat halt wie mit vielen anderen Dingen mal so - hat sich da so drauf eingestellt, daß man gesagt hat, wer's weiß, der weiß das, und wer's nicht weiß, der weiß das nicht. Wer weiß, wieviel er vom Fliegenpilz nehmen darf, der lebt damit auch auf Droge. So, ähnliche Einschränkungen staatlicherseits, oder sagen wir mal kirchlicherseits, in der Geschichte hat's ja immer gegeben. Also im weitesten Sinne gehörte die Pflanze Hanf/Cannabis zu den mehr oder weniger geächteten Pflanzen in unserer Breite, also hier in unserem Gebiet.
Achim: Ist das so?
Georg: Das ist so, ja.
Achim: Ich dachte, daß das wirklich erst Anfang dieses Jahrhunderts, also in den dreißiger Jahren angefangen hat.
Georg: Nein nein nein nein. Es gibt also eine lange Geschichte der Verfolgung auch, und es ist nicht so, die Skythen sind aus Zeiten dreitausend, viertausend, fünftausend Jahre vor unserer Zeit, und in die Neuzeit so'n bißchen reinreichen, aber eigentlich ist ja dieses christliche, die Art und Weise, wie man jetzt ein Mittel, daß einem nicht in den Kram paßt, verfolgt, wie man damit umgeht, das ist ja eigentlich auch unser Kampf heute noch, denn wir kämpfen ja heute - wie so oft sichtbar - eben gegen christliche Parteien, die sich so dagegen wenden, weil sie angst haben, daß ihr eigenes Gedankengebilde dabei zerstört wird. Und es ist sicher auch richtig, daß das zerstört werden würde, wenn ganz offensichtlich ist, warum die Pflanze verfolgt ist oder die Benutzung unterbunden ist, dann würde man ja sehr schnell dahinterkommen. Und das mögen sie halt nicht so gern, die Pfaffen. Das ist halt so.
Jürgen: Ja, ich sehe auch die Gesellschaft als solche mal, von der Religion weg. Die Gesellschaft als solche toleriert es ja auch. Denn wenn ich sehe, wie die letzten Urteile ausgesehen haben, sprich jetzt in Schleswig-Holstein, wie war das da mit dieser 30-Gramm-Geschichte im Eigenbedarf, es ist ja irgendwo ein Ansatz zur Toleranz da!
Georg: ...also eine Säkularisierungsangelegenheit ist, das zu trennen eben, von dem Glaubensbekenntnis.
Achim: Was ist Säkularisierung?
Georg: Also weg von dem profanen Bereich, sondern man nimmt das einfach in das Glaubensbekenntnis mit rein. Und sagt, weil man das und das glaubt, darf man auch das und das nicht benutzen. Das ist weit verbreitet. Und das ist hier so verankert in der Gesellschaft, die ist ja christlich zum größten Teil. Daß wir hier in Hamburg sitzen und uns anders verhalten, das liegt an unserer relativ weltoffenen Erziehung allgemein, toleranten Art, sondern anderswo ist es halt auch anders. Das muß man einfach wissen. Warum ist man mit 3 Gramm in München anders dran als hier? So, und das zieht sich ja durch alle Schichten der Erde, überall gibt es also andere Verhaltensweisen, andere Umgangsformen und eben andere Sanktionen gegen Vergehen gegen das öffentliche Interesse. So. Und das öffentliche Interesse, das war hier betroffen. Das, was du vorhin auch angesprochen hast, warum ist das so, daß es verboten wird und so, das ist halt einerseits sehr wohl 'ne Sache von Bewußtseinserweiterung, die stattfindet, denn das was du gesagt hast, deine Veränderung und Veränderung, die du bei Freunden oder Bekannten erlebt hast, ich bin ja auch 33 Jahre dabei, und ich habe auch schon hunderte von Leuten erlebt, die also ihr Leben geändert haben. Extremerweise beispielsweise Huren, die aufgehört haben zu huren! Weil ihnen das plötzlich aufgegangen ist, daß irgendwas anderes läuft. Und ich sag mal ganz extrem, ich selbst bin nicht so erzogen, aber doch mit 'nem ganz erheblichen religiösen Touch, so. Ich denk mal, ich sag das mal ganz extrem so, daß Hanf eine Möglichkeit ist, zu Gott zu finden. Also zur Natur zu finden, zum Leben im Einklang mit der Natur. Also ich sag jetzt mal was zu dem Gedanken, daß, wenn man mit Hanf umgeht, eigentlich immer im Vordergrund stehen sollte, daß man damit eine Pflanze hat, die eben so göttlich ist, so effektiv und gut ist und so wenig unnatürliche Hilfe braucht. Wasser natürlich, und natürlich auch Dung, das gehört ja dazu, aber eben keine Schadstoffe, es wird absolut nicht benutzt, Und es ist dann natürlich irgendwie 'ne Entscheidung, daß man dann sagt, so ist diese Pflanze, so göttlich, daß man eben das auch produziert, daß man sagt, das ist 'ne göttliche Pflanze, die ist von Gott nicht gemacht worden, um die Menschen zu strafen, sondern um eine Basis für Leben zu geben. Denn wenn verfolgt wird, was sie uns gebracht hat: als erstes Kleidung, als zweites Baustoffe, als drittes Öl und Nahrung, sowohl für Menschen als auch für die Tiere, was ganz wichtig ist. Und es ist von der Pflanze nichts übrig geblieben. Jetzt abgesehen davon noch die Hilfe zur Entwicklung von bebautem Land, das heißt also Festigen von Moorlandschaften mit den ganzen Eigenschaften des Wurzelwerks, dem Einsatz, diesem universellen möglichen Einsatz von Hanf in unglaublichen Bereichen. Und das ist hier bei Hans-Georg Behr natürlich super, daß er solche Feinheiten schildert wie "was heißt eigentlich Bangladesch", daß das Land der Bangraucher oder der Bangbenutzer heißt, beispielsweise Land des Bangs, das wird uns vorenthalten. Das kriegt man nur so mal mit. Wir haben allerdings schon mal gehört, was grüne Revolution in Indien bedeutet hat. Nach dreißig Jahren ist alles zermürbt. So. Und es sind die Interessen von einigen wenigen Firmen, die nicht nur das Saatgut liefern, sondern halt auch gleich noch die Schädlingsbekämpfungsmittel, die ein unglaubliches Geld verdient haben, und hinten dran hängt ein kaputtes Indien beispielsweise. 'Ne grüne Revolution, die so ins Gegenteil umgekehrt ist, daß die endemischen Pflanzen weg sind, also die natürlichen dort gewachsenen Pflanzen - auch die Heilpflanzen - weg sind durch Monokultur von irgendwelchen fremden angezüchteten Saatguten und eben mit den ganzen Folgen. Der Einsatz von Baumwolle ist ähnlich beispielsweise, es geht ja nicht nur um Weizen, sondern bei Baumwolle sieht man den Aralsee. Letztendlich, dieses Verenden vom Aralsee ist 'ne Folge von der Baumwollwirtschaft. Und die Baumwollwirtschaft - es hat eingesetzt genau im Kampf zur Zeit als es hieß so, wir können jetzt Hanf mit Maschinen ernten, und wir können effektiv Hanf als Bau- und Grundstoff benutzen. Da ist denen dann plötzlich eingefallen, daß man mit Baumwolle ja viel schöner umgehen kann, daß man dafür mehr Wasser braucht, daß man dafür Pestizide braucht, daß man damit ganze Landstriche verwüstet, das hat man eben nicht gesehen. Und das ist ähnliches Verhalten wie bei dem gnadenlosen Einsatz von Methanol und Benzin und diesen ganzen Autoangelegenheiten. Also das Auto als Einrichtung ist also derart ungöttlich.
Achim: Das muß ich jetzt erst mal kommentieren, glaube ich, also zu den Zuschauern
Georg: Ich wolle damit eigentlich in dieser ganzen Kette nur sagen, daß es ein Pool von Entscheidungsmöglichkeiten gegeben hat zur Zeit, als es verboten worden ist, da ist dummerweise alles zusammengekommen. Ob es Nylon, Perlon oder diese ganzen Kunststoffe waren, aus Öl. Diese Entwicklung, die ist ja da genau zusammengekommen. Und die Entwicklung von Heroin und von künstlichen Arzneimitteln, das, was man nämlich spritzen kann, das haben deutsche Firmen, Merck und Consorten, die haben das hier halt mehr oder weniger federführend eingeführt und haben damit quasi das Problem gehabt, daß sie die alten Konkurrenzmittel irgendwie ausschalten mußten. Und das bezog sich halt auf ein paar Gebiete. Auch im Bereich Papierverarbeitung: plötzlich ist mit Bleichmitteln und Holzresten Papier hergestellt worden. So.
Achim: (kommt nicht zu Wort)
Georg: Und alles kommt zur gleichen Zeit, und alles ist sozusagen teuflisch, weil es alles in die falsche Richtung geht. Also es ist so perfekt teuflisch entgegengesetzt diametral, entgegengesetzt dem, was sein müßte..
Achim: Jetzt sag mir doch mal erst mal, entschuldige, daß ich dich... Jetzt sagen wir einfach mal zugunsten, im Zweifelsfall zugunsten des Angeklagten, vielleicht haben die das damals nicht gewußt...
Georg: Nein, es gibt da keine Entschuldung, die haben's ja ganz genau gewußt!
Jürgen: Die wußten das ganz genau.
Georg: Das sind doch Leute, das sind Wirtschaftsmanager, die in ganz anderen Größenordnungen denken. Wenn Rockefeller sein Erdöl verkaufen wollte, und er hat die Lampen in China verschenkt, dann hat der doch nicht irgendwie auf's Blaue reingehandelt, der hat ganz genau gewußt, was er tut! So, und in anderen Bereichen ist es auch gelaufen, ganz genauso gelaufen. Und ich meine, was bei Zweitausendeins in dem sehr amerikanischem, amerikanisch fundiertem Buch, dem gelben Hanfbuch, eben zu lesen ist, die Geschichte des Verbots mit Herrn Ensslinger und den ganzen Consorten, der Banker da, die dahinter stehen, es sind immer die gleichen Geschichten. Das ist immer Kapitalismus, der da die Rolle spielt.
Achim: Das sind jetzt Insidergeschichten. Und ich muß das einfach jetzt mal sagen für die Zuschauer, die das nicht wissen einfach, was der Georg da eben erzählt hat. Hanf ist wirklich so vielseitig nutzbar in so vielen Bereichen, wenn man das alles wirklich auflistet und sich das durchliest, dann wird einem schwindelig, was man aus dieser Pflanze alles gewinnen kann. Und es hat - ein ganz kleiner Teil ist eben davon, daß es auch berauscht, und daß es deshalb in Deutschland 10 Mio. Kiffer mindestens gibt - die Dunkelziffer ist gar nicht bekannt - die das eben auch benutzen als Rauschmittel.

Vielleicht kannst du ganz kurz mal aus Ungarn, deinem Heimatland erzählen. Wie ist denn das da so, da ist Hasch auch verboten.

Szusza: Ja leider. Wir haben eine neue Regierung, und diese neue Regierung hat ein neues Gesetz, und das neue Gesetz sagt das: wenn jemand raucht Haschisch oder so Hanf, dann muß drei Jahre in Gefängnis gehen. Und das ist so schlecht, und da eine große Demonstration mit 10.000 Studenten und Leute, und das war ja toll, aber dieses Gesetz, das bleibt. Und das ist sehr schwer. Und wenn ich möchte etwas rauchen, wenn ich bin so spannend und so, ich möchte ein bißchen entspannen und ein Bad nehmen oder so, und ich kann das machen, aber vielleicht ich muß drei Jahre in Gefängnis gehen. Und wenn ich bin dort ich habe keine Chance für Leben, ich kann nicht weiterstudieren und so.
Achim: Verstanden? Also, man hat also dort durchaus Nachteile als Haschraucher im täglichen Leben. Und zwar nicht wegen des Haschrauchens, sondern wegen der Umwelt, die nicht Hasch raucht. Könnt' man mal so sagen, glaube ich, ne? Du sagst ja auch, das ist spontan richtig.
Anja: Weil sie einen nicht verstehen. Wir sind doch nicht irgend ein Drogensüchtiger, der jemanden oder sich selber kaputt machen will, sondern halt eben - ja, weil es uns Spaß macht! Wir rauchen auch, weil es uns Spaß macht, weil es uns Spaß macht! So seh' ich das halt eben. Und das wir nicht eben ein Drogensüchtiger sind, daß wir uns irgendwelche Drogen reinzwiebeln, sondern eben eine Art Heilpflanze. Ist es ja!
Achim: Genau. Und das find' ich eine total interessante Geschichte. Erzähl doch mal kurz.
Martina: Ja, meine Mutter hat 'n grünen Star. Und die müßte Marihuana nehmen, dann würde sich der Augeninnendruck senken.
Achim: Und sonst?
Martina: Und die ist 76, die kann jetzt nicht so zum Hauptbahnhof gehen oder so was.
Achim: Und es gibt keine andere Medizin, die ihr helfen würde?
Martina: Nee, also sie hat Tropfen bekommen, die haben dann nicht mehr geholfen, dann ist sie gelazert worden, und das kannst du zweimal machen und dann ist gut. Und dann: so, jetzt können Sie sich drauf einstellen, Sie werden blind.
Achim: Alles klar. Also man läßt sie praktisch im Regen stehen und sagt: so, die Medizin kann nichts mehr machen, obwohl es nachweislich diese Pflanze gibt, die ihr helfen würde.
Martina: Richtig, ja.
Achim: Und das ist zum Beispiel so ein Punkt, wenn man das weiß, die meisten Leute wissen das ja gar nicht. Den meisten ist gar nicht bekannt, daß es beim grauen Star eben die Möglichkeit gibt...
Martina: Beim grünen.
Achim: Beim grünen, entschuldige, daß es da die Möglichkeit gibt, das mit Hanf zu therapieren, in welcher Form auch immer, ob man's ißt, raucht, oder was, das muß natürlich noch geguckt werden. Aber ich kann mir auch deine 76-jährige Mutter nicht vorstellen, wie sie sich 'ne dicke Tüte rollt, so, da hätt ich auch...
Martina: Nee, ist es auch. Man hat ja auch Schwierigkeiten, in welcher Dosis soll sie das überhaupt nehmen, soll sie sich 'n Tee machen, oder wie oft, kein Mensch sagt ihr das, kein Arzt sagt ihr das. Ihr würde das richtig helfen. Es ist wirklich erwiesen, dann würde das aufhören mit dem Augeninnendruck. Also, der macht die Sehnerven kaputt mit der Zeit.
Achim: Und dann schwellen die Augen richtig an, wahrscheinlich.
Martina: Die sind so wäßrig, die sind wäßrig wohl auch.
Achim: Ach so, dann ist das, was ich meine, Glaukom glaube ich, das ist noch wieder was anderes.
Martina: Ja
Achim: Naja, gut...
Martina: Nee, das Glaukom.....
Achim: Und die wenigsten Leute wissen eben also, daß diese Medizin da helfen würde, und die wenigsten wissen aber auch über diese Umstände, wie es dazu kam - Hanf ist ja erst seit sechzig Jahren verboten und war vorher Jahrtausende lang ganz normal in jeder Kultur vertreten als Medizin oder auch als Rauschmittel oder eben um Kleidung draus zu machen und und und. Wir wissen ja, daß es ganz viele Möglichkeiten gibt, Hanf einzusetzen.
Florian: Wobei, zu dieser medizinischen Frage ist es so, es gibt ja Untersuchungen aus der Schweiz, da hat man Versuche gemacht mit Cannabisprodukten bei Krebskranken, als - zur Schmerztherapie, und war da eigentlich sehr erfolgreich. Weil Hanf die Schmerzen lindert ohne die Nebenwirkungen harter Schmerzmittel. Das heißt also, du hast ja, wenn du sehr sehr harte Schmerzmittel nimmst, teilweise extreme Nebenwirkungen, die sollen da angeblich nicht aufgetreten sein. Man hat das untersucht, ich müßte das mal raussuchen, ich hab' das irgendwo rumfliegen, das kann ich dir mal geben.
Achim: Schade, hättest du mal mitbringen sollen, ja.
Martina: Gegen Depressionen soll es auch ...
Uschi: Als Antidepressiva
Martina: Als Antidepressiva, ja.
Florian: Ich hab' also auch 'ne Mutter. Und wenn meine Mutter jetzt - ich sag jetzt, meine Mutter hat irgend so eine Krankheit und ich würde jetzt sagen "ja, da mußt du ein bißchen Haschisch rauchen", also ich glaub', meine Mutter würde mich... also ich weiß auch nicht, was da passieren würde.
Achim: Na gut, wenn sie krank wäre und ihre die Ärzte nicht mehr helfen würden, dann würde sie wahrscheinlich auch nach dem Strohhalm oder nach der Lösung greifen.
Florian: Ja, aber du weißt ganz genau, was ich meine. Also im ersten Moment würde... "was, ich mit solchen Sachen"...
Achim: Jaja, fünfzig, sechzig Jahre Gehirnwäsche eben.
Florian: .... "dann bin ich ja Morphinist". So, in die Richtung.
Martina: "Ich nehm' Rauschgift"..
Florian: Jaja..
Martina: Aber Tabletten und so'n Kram, das ist alles OK. Und der Arzt selbst sagt auch um Gottes Willen, der darf das ja gar nicht empfehlen.
Florian: Ein bißchen Valiumabhängigkeit kann auch nicht schaden, ist in der Gesellschaft durchaus üblich.
Martina: Dankbare Patienten!
Florian: Ja.
Achim: Das wär' schön, wenn uns mal Ärzte irgendwie das bestätigen würden, daß sie das gerne verschreiben würden.
Uschi: Es muß jeder Weg jedenfalls versucht werden zu gehen.
Achim: Letztendlich, es geht darum, wir haben beide unabhängig voneinander Hanf konsumiert und sind offensichtlich immer noch am Leben, wir sind nicht irgendwie als Herointote irgendwie inzwischen in der Bild-Zeitung aufgetaucht oder ähnliches..
Uschi: ..oder sonst in unserem Leben straffällig geworden, obwohl, es ist nicht jemand gleich schlecht, weil er straffällig geworden ist, das wollen wir da rausnehmen.
Achim: Genau. Und eigentlich ist es - also auch wegen Drogen, also da kann ich für mich persönlich sprechen, habe ich eigentlich nie Probleme mit der Polizei gehabt. Und trotzdem möchte ich mich dafür einsetzen, daß das endlich legalisiert wird. Und, ja.
Florian: Ja Achim, aber.. aber du hast - das ist noch gar nicht so lange her, du hast gesagt, daß du es in Anführungsstrichen scheiße findest, daß du 'ne Sache tust und die auch schon seit zwanzig Jahren machst, aber deswegen kriminalisiert wirst. Darüber hast du dich häufiger schon aufgeregt. Daß dich das ganz einfach stört. Daß du halt in 'ne Ecke gedrängt wirst mit was weiß ich nicht in Anführungsstrichen Räubern, Mördern und ähnlichen Leuten..
Achim: Mich teilweise auch selbst in diese Ecke stelle, wahrscheinlich, weil ich eigentlich gesetzestreu sein möchte.
Florian: Ja. Und das war ja eben so, irgendwo auch so, nehm' ich mal an, mit 'n Auslöser, warum du das hier machst.
Achim: Ja, denk ich jetzt, klar.
Florian: Und von daher, ich sag mal, ich als Nichtkonsument, mich würde es nicht stören, wenn es legalisiert wird, mir ist es eigentlich persönlich egal, weil ich es ja nicht konsumiere, aber ich denke mal, wir hatten ja ... - es ging ja um die Glaubwürdigkeit nach wie vor, und es ist einfach nicht das, was offiziell, also in den Massenmedien über diese Dinge verbreitet wird, ist eindeutig nicht glaubwürdig. Es wird erzwungen im Endeffekt oder es wird Propaganda gemacht gegen eine Sache, die höchstwahrscheinlich die Leute, die darüber schreiben, selber nie ausprobiert haben.
Achim: Vermutlich.
Florian: Ja, das ist so.
Achim: Also ich glaube nicht, daß Eduard Lindner zum Beispiel je irgendwie Hanf geraucht hat. Wenn der mal 'n Joint geraucht hätte, würde er vielleicht gar nicht mehr so'n Hardliner sein.
Uschi: Auf der anderen Seite wollen wir hier auch nicht zum Drogenkonsum aufrufen. Keinesfalls.
Achim: Überhaupt nicht, nein, nein nein nein, auf keinen Fall, aber letztendlich muß jeder selber wissen....
Uschi: Es soll nur vernünftig damit umgegangen werden, 'ne vernünftige Drogenpolitik betrieben werden, die sich an dem Wohl des Menschen orientiert, und nicht an Gewinn und - hoffentlich kommen wir auf das Thema im Laufe der Sendung vielleicht doch noch mal zurück, ne?
Achim: Kommen wir bestimmt gleich noch mal hin. Laß uns das noch kurz zu Ende machen. Eigentlich wollte ich Ladies first, aber wir waren ja schon bei dir, Florian. Du hast - bist kein Konsument, hast du eben schon gesagt, du hast aber als Jugendlicher das ja auch mal probiert.
Florian: Ja, selbstverständlich.
Achim: Und es war für dich überhaupt kein Problem, dich dafür zu entscheiden, es nicht zu tun.
Florian: Nein, absolut nicht. Es ist...
Achim: Das ist ja eben was, was viele auch nicht wissen. Viele denken, daß Hasch 'ne Droge ist, die also gefährlich ist und wenn man da rankommt, dann ist eigentlich deine Zukunft schon abgeschrieben, sag ich mal so. Und du bist ja hier nun ein Beispiel, daß das nicht so sein muß.
Florian: Aber das, also, darüber müssen wir jetzt hier nicht reden, weil wir das wissen.
Achim : Moment, wir müssen ja doch auch zu dem Publikum reden. Es ist ja nicht nur, weil wir hier uns unterhalten wollen, sondern wir sitzen, weil das gesendet wird und weil wir diese Information wir nach draußen tragen wollen.
Florian: Jaja, gut. Also es ist eindeutig so, daß ich natürlich meine Erfahrung mit Hasch gesammelt habe, ja, und ich festgestellt habe, daß mir das persönlich, also nur mir persönlich nicht allzuviel bringt, und ich hab's sein lassen, ja? Und ich hatte danach also weder Entzugserscheinungen noch sonst irgendwelche Ausfälle, ich hab's einfach aufgegeben, so wie ...
Achim: So wie du auch keinen Alkohol trinkst, zum Beispiel, das tust du ja auch nicht.
Florian: Ja, oder wie ich sonst irgendwas nicht tue. Es ist also die Propaganda, die einem dann immer wieder suggeriert, daß man halt sofort abhängig wird oder irgendwelche Dinge, die stimmt halt einfach ganz einfach nicht. Das ist aber auch 'ne Sache, die - ich meine, die finde ich banal, wenn wir jetzt darüber diskutieren, weil wir es alle wissen. Und ich denke mal, Leute, die sich die Sendung ansehen, werden's auch wissen....
Achim: Aber es sind ja auch welche dabei, die es nicht wissen oder bzw. die zufällig jetzt hier reinzappen oder den Offenen Kanal aus Interesse gucken und die eben nicht es gucken wegen des Themas, sondern einfach, weil's im Offenen Kanal läuft.
Uschi: Und in den Medien wird damit immer noch ganz fahrlässig umgegangen. Es wird immer und immer wieder da auf diese Schiene hin "Haschisch - Einstiegsdroge" oder hat vor ihrem Tod, der dann durch eine Überdosis ... usw., Haschisch geraucht. Darum ist es wichtig, immer wieder.
Achim: Im Hamburger Abendblatt stand original, daß ein Mädchen in ihrem Zimmer das Spritzbesteck schon liegen hatte und gerade dabei war, sich ihr Hasch aufzukochen (Gelächter der anderen) Du lachst! In Wirklichkeit: dieser Journalist gehört wirklich entlassen, also, der ist kein Journalist in meinen Augen, weil - wo bitte, hat der recherchiert, wenn überhaupt?

Noch mal ganz kurz jetzt dieser Anfangspunkt, den möchte ich nämlich gerne Martina jetzt auch noch fragen: konsumierst du?

Martina: Also ich bin der lebende Beweis dafür, daß das nicht süchtig macht. Ich habe als junges Mädchen geraucht, und auch so jeden Tag mehrere Joints und habe irgendwann - so gegen Ende zwanzig - einfach damit aufgehört. Es wurde immer weniger und - bis ich's ganz gelassen hab.
Achim: In dieser Zeit, wo du so viel geraucht hast, hattest du da auch dieses typische Abhängsyndrom, daß du also gar nichts mehr gemacht hast außer Kiffen, oder hast du trotzdem alles normal geregelt gekriegt?
Martina: Nö, ich hab' eigentlich alles normal geregelt gekriegt und gemacht, ich war unternehmungslustig und habe meine Sachen gemacht.
Achim: Und jetzt eben nicht mehr.
Martina: Und jetzt nicht mehr, nö, und ich weiß auch nicht, es hat einfach von alleine aufgehört, ganz von alleine..
Achim: Sieh'st auch ganz gesund aus, sympathisch, zitterst nicht, und also wenn, dann vielleicht durch die Aufregung, aber eben eigentlich - also ich kann das bestätigen, und sie ist auch echt - kann ich mal eben anfassen - so sieht das also aus. Man muß nicht....
Florian: Man muß nicht aussehen wie ein Wrack, mit unterlaufenen Augen irgendwo in der Gegend rumliegen, sondern man kann sich ganz normal bewegen und fällt in der Öffentlichkeit eigentlich auch nicht auf. Also es ist nicht so, daß man Kiffer daran erkennt, daß sie rote Haare haben oder sonst irgendwie komisch sein können..
Uschi: Unkonzentriert sind usw., unbedingt.
Florian: Ja. Also man sollte ganz klar da sehen, daß diese Verteufelung von Leuten, die kiffen, daß die eigentlich im Endeffekt 'ne ganz ganz große Lüge ist.
Achim: Soo!

"Wir stehen für die Wahrheit. Die Wahrheit wird sich nie mit Falschheit mischen. Und wenn auch die ganze Welt gegen uns ist, so muß schließlich die Wahrheit siegen."

 

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